Montag, Juni 09, 2014

Verweile doch!


Rosen- und Pfingstrosen sind dieses Jahr so üppig und schön, dass man diesen Moment am liebsten anhalten möchte ... und ich brauch dazu keinen Teufel mehr, dem ich (frei nach Goethe) verkünden müsste
Werd ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn!
 Die Juni-Fülle 2014 wird dank moderner Technik auf den Chip gebannt. Deshalb gibt' s jetzt noch einmal die volle Packung Blütenfotos.


'Ghislaine de Feligonde' ,lese ich gerade bei Wikipedia, ist eine Sorte, die der französische Rosenzüchter Turbat aus der Multiflora-Rambler-Rose 'Goldfinch' × Sämling gezüchtet hat. Er benannte sie nach einer Frau , die ihren Mann rettete, als er im er im ersten Weltkrieg verletzt zwischen den feindlichen Linien lag.




Ghislaine de Feligonde

Vor hundert Jahren im Juli 1914 brach dieser Krieg aus ...Aber die Story scheint nur eine dieser wunderbaren Mythen zu sein, die zu schön sind, um wahr zu sein .Hier wird die Geschichte zur Namensgebung angezweifelt, bzw. richtig gestellt.
Aber ist es nicht ein Zeichen , dass diese Rosensorte genau zum Jahrestag des Kriegsausbruches WWI fulminant blüht?
Ein Zeichen , dass diese Rosensorte genau zum Jahrestag des Kriegsausbruches überbordend blüht? Hm ja, aber nur für gärtnerende Menschen...oder?
Auch eine Delbard Rose, die seit über einem Jahrzehnt vor sich hin mickert, blüht zum ersten Mal stärker als in den Vorjahren. IMO hatte sie mal rote Streifen, zumindest bei den Knospen sieht es noch so aus. Eine der sogenannten Malerrosen, ich glaube, die war nach Pissaro benannt.
Camille Pissarro ?

 Etliche Rosen, die in meinem Garten stehen sehen nicht so aus, wie erwartet....
Bei 'Madeleine Seltzer' konnte ich das am meisten erleben. Als sie noch hinter dem Haus stand, hatte sie eine Blütenform, die mich begeisterte. Das Umpflanzen an die Südgrenze des Gartens hatte zur Folge, dass sie zwar immer noch hübsch sind, aber nicht mehr,
Madeleine Seltzer

 Sie leidet stark unter der Sonne, aber wohl auch am Boden in den sie gepflanzt wurde. Vielleicht sind ihre Wurzeln ja auf die Einfahrt, die unser Vorgänger hier mal angelegt hatte gestoßen. Wie tief gehen die eigentlich hinab bei Rosen?
'Madeleine Seltzer' steht neben Veilchenblau ...nomen est omen...die von den Bienen gerne aufgesucht wird, seltsamerweise mehr als Madeleine.
Madeleine Seltzer und Veilchenblau
Sowohl Veilchenblau als auch Madeleine sollen Rambler sein, naja, ich würde sie eher mit ihren starren Trieben als Kletterrosen eintüten...und wenn sie sich nicht beeilen, werden sie vom echten Rambler PHM nächstes Jahr sowieso geschluckt. Der treibt nämlich nicht nur in die Höhe, sondern auch in die Breite.
Veilchenblau und PHM
Der andere Superrambler ist dieses Jahr dagegen sehr verhalten...schließlich haben wir ihn schon wegen des Gewächshausbaus ziemlich gestutzt, dennoch blüht er und duftet!
Bobby James
Und dann gibt's da noch die relativ neuen 'Alten Rosen' in meinem Garten, von denen ich intelligentweise die Namensschilder verlegt habe. ...Mme Boll ist dabei, Mme Knorr...und ?...und eine etwas älteres 'Alte Rose' nämlich Maidens's Blush.

Dann noch einen Blick auf die Pfingstrosen, von denen 'Sarah Bernhardt' kaum zu bändigen ist. Mein GG hat sie gestern etxtra noch gestützt, sonst läge die Pracht längst auf dem Boden.
Herrlich altmodische Blüten...die Sorte soll auch schon hundert Jahre alt sein. Die ungefüllten Blüten der weißen einfachen 'Angelika Kauffmann' sind fast verblüht.



Angelika Kauffmann

Ein neuer Schatz scheint die seit drei Jahren stehende Paeonia lactiflora 'Charles Burgess' zu werden, letztes Jahr hatte sie gerade drei Blüten, die dieses Jahr mehr als verdoppelt wurden.


 

Die Blütenform nennt man anemonenförmig. Hier sind die Staubblätter teilweise oder vollständig in Blütenblätter umgewandelt worden und die inneren Blütenblätter schmal und gerollt...oder sind das mutierte Staubfäden. Wie kann man das eigentlich unterscheiden?

'Bowl of Beauty'muss dann wohl auch diesem japanischen Schönheitsideal entsprechen.

Sonntag, Juni 08, 2014

Morgenspaziergang

Als Frühaufsteherin habe ich mich bereits um halb sieben aus dem Bett geschwungen, Fahrrad und Hund geschnappt und habe meine Runde mit Sammy gedreht. An einem strahlendem Pfingstsonntag begegneten uns zwar 7 ( in Worten sieben) Katzen, von denen wegen meiner Unaufmerksamkeit drei von Sammy verjagt werden mussten, aber kein Mensch , kein Auto, kein Fahrrad, kein Pferd, kein Wildschwein, kein Fuchs, kein Reh und noch war es angenehm kühl.
...
Jetzt bin ich wieder zurück und kann noch ungestört von bellenden Nachbarhunden meinen Rundgang durch den Garten machen. Folgt mir...
PHM macht seinem Namen alle Ehre und hat sich trotz wiederholtes gnadenloses Zurückschneiden wieder zu einem Riesentrumm hoch gearbeitet.
Paul's Himalayan Musk Rambler
Sein Blütenvorgang zeigt nach Süden und ist etwas durch die dahinter stehende Kiefer beschattet, bekommt aber in der Mittagszeit die pralle Sonne ab. Neben PHM stehen die Rosen  'Madeleine Seltzer' und 'Veilchenblau'. Madeleines Blüten haben unter der Sonne am meisten gelitten, sie sind schon dahin. 'Veilchenblau' hat sich zu meinem Erstaunen wieder erholt, der vorletzte Winter hatte ihr ziemlich zu schaffen gemacht. Aber so richtig aufgeholt hat sie noch nicht.


Hinter der Eingangspforte führt links eine Einfahrt zu einem Schuppen- Waschhaus genannt- was es ganz früher mal war. Auf dem Weg hat mein GG fein säuberlich den Schutt verteilt, und das alte verbaute Holz aus dem abgerissenen Gewächshaus gestapelt. Aufbinden der pünktlich zu Pfingsten blühenden Pfingstrosen wird zu einem ganz besonderen Erlebnis werden. Ich weiß, ich weiß, die Sache mit dem Aufbinden hätte man ja auch schon vorher erledigen können....
 Aber eigentlich könnte ich mir das auch sparen, die Sonne wird die Blüten sowieso in Kürze erledigen.



... und wer so dämlich ist, solche überzüchteten prall gefüllten Pfingstrosensorten zu kaufen, die 'top heavy' sind, ist sowieso selber schuld.


'Ghislaine de Feligonde' ist auch wieder zu alter Schönheit und Üppigkeit zurückgekehrt, der letzte Winter war mehr nach ihrem Geschmack als der davor. Und zu meinem Erstaunen hat auch die
alte Austin Rose 'Golden Celebration', die hinter dem Schuttberg steht, dieses Jahr zum ersten Mal vier sagenhafte Blüten. Das muss ich unbedingt noch irgendwie fotografieren.


 Unser Haus steht auf unseren Grundstück mittig, so dass ich jetzt wieder zurückgehe und den Pfad zum rückwärtigen Garten einschlage.


Der Weg führt unter der großen Kiefer entlang, ist gesäumt von Farnen und der 'Hydrangea arborea', die dort trotz widriger Bedingungen wuchert. Links sieht man die vier Digitalisexemplare, die ich dort gepflanzt habe. Dahinter an einer Stelle, die noch mehr Sonne abbekommt, die Pfingstrose 'Bowl of Beauty'.



Der morgendliche Sonnenstrahl trifft genau auf diese Stelle.
Es geht weiter ...links war mal der Vorgartenrasen. Der dort aufgeschüttete Gartenbodenhaufen ist zu einem temporärem Gemüsebeet umgewandelt worden. Eigentlich sollte die Erde für das neu zu gestaltende 'Ostbeet' verwendet werden. Aber da sich unsere Prioritäten geändert haben, und wir zunächst das hybride Gewächshaus ( soll auch als Wintergarten genutzt werden) bauen wollen, haben wir kurzerhand den Haufen in ein Beet verwandelt.


Und auch hier klappt nicht alles so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Der sogenannten Bohnenlift ist eine Neuanschaffung . Nur die dort gesetzten Kletterbohnen sind wohl anderes Wetter gewöhnt...es sind italienische... Ob ich da noch mal neu pflanze? Vielleicht setze ich da ja auch meine vorgezogenen Gurkensämlinge. Mal sehen.


Dann geht's geht vorbei am rosa Mohn, der auch schon deutlich Spuren des Sahara-Wetters trägt- in Berlin waren gestern schon 33 °C. 'Baptisia australis'  dahinter macht das nichts aus, und der ebenfalls hitzestabile Lavendel blüht noch gar nicht. Wenn ich das so sehe, müsste ich in dem Beet etwas ändern. Wenn der Lavendel blüht...hat der keinen Blühpartner.
Die Strauchrose- vermutlich 'Celsiana' rechts gefällt mir in ihrem Habitus auch überhaupt nicht. ...zu hoch...unmöglich geformt...aber so schöne Blüten und ein fantastischer Duft.


Jetzt geht's zur Gartenpforte zwei, die den Hund davon abhalten soll, alleine nach vorne zu gehen. Man darf allerdings nicht vergessen den Riegel davor zu schieben, ansonsten öffnet Sammy die Pforte ganz easy. Auf die Idee das Heckchen daneben zu überwinden, ist er bisher noch nicht gekommen.
Rechts hinter dem 'Raumteiler', der mit einer Wisterie, einer Akebie und einer Rose bewachsen ist, steht noch mein Gewinn bei einer Aktion der Berliner Zeitung...eine wunderschöne  Hortensie ( H. macrophylla-Hybride) im Topf. Ich weiß nicht, wo ich die auspflanzen kann, so dass sie in diesem Garten eine Zukunft hat.
Der Platz wäre schon ideal für sie, aber der Boden müsste dann ganz ausgetauscht werden. In meinem Garten ist der pH-Wert einfach nicht adäquat für solche Hortensien.Der Hydrangea petiolaris dagegen, die im Hintergrund auf dem Foto blüht , macht das gar nichts aus. Nur der blöde Efeu, den der Nachbar auf den Bretterzaun gepflanzt hat, bedrängt die Kletterhortensie etwas. Den werde ich kappen :-(

Links geht's ins Haus...am Treppenaufgang wieder Rosen. Wie man sieht auch eine rote, obwohl mein Fotoapparat die Farbe nicht richtig wiedergegeben hat....ist doch mehr pink als rosenrot.
Und nun ein Blick auf unseren Bauabschnitt Nr. 21...Mein Ehemann war fleißig. Das alte Anlehngewächshaus ist verschwunden. Nun buddelt er bis zur Bodenplatte des Hauses. Keine Ahnung, wieso  das nötig ist.
Daneben der gestürzte 'Bobby James'. Wenn das mit dem Aufbau richtig los geht, dann muss ich ihn wohl kappen. Momentan fängt er gerade an zu blühen ,ebenso wie meine Lilien, deren Laub dieses Jahr Opfer von Schnecken und Käfern wurden. Die Blüten bleiben glücklicherweise von der Lilienfliege verschont.


Dienstag, Juni 03, 2014

Rosige Zeiten



"Für mich soll's rote Rosen regnen,
mir sollten ganz neue Wunder begegnen, mich fern vom alten neu entfalten, von dem, was erwartet, das meiste halten.
Ich will, ich will"

 Na ja, so willenstark wie die wilde Hilde(gard Knef) bin ich zwar nicht, und was sie Farbe der Rosen betrifft, mag ich mich schon gar nicht festlegen. Rote Rosen sind für mich der Inbegriff der fünfziger , sechziger Jahre. Ich habe dann immer die Polyantharosenrabatte meines Elternhauses vor Augen. Und als Kind der wilden Sechziger lehnte man natürlich so etwas Spießiges ab. Dabei waren diese damals omnipräsenten Polyantharosen nur halb gefüllt und mit ihren Staubgefäßen wesentlich insektenfreundlicher als die prall gefüllten Duftrosen, die ich heute gerne um mich habe.
Meine Favoritin ist momentan die purpurfarbene, die sich über auf das begrünte Dach lehnt, eine alte Sorte, wie ich sie mag: duftend, perfekte Blütenform, stets gesund und zuverlässig.  Die Rosenmarmelade von ihr schmeckt hervorragend.



Nur ihren Namen habe ich immer noch nicht herausgefunden. Ich weiß , dass das eigentlich unwichtig ist, dennoch suche ich weiter. Ich meine mich zu erinnern, dass ich sie am Sangerhausen Garten gekauft hatte.

Die Austin Rose an der Treppe -wegen Duft und Blütenfarbe- der Liebling meines Mannes- und übrigens die einzige sogenannte englische Rose, die krankheitsfrei über die brandenburgischen Winter kam. Allerdings ist das auch ein Exemplar, dass ich aus einer Deutschen Rosengärtnerei gekauft hatte.
Von den meisten anderen in den Neunzigern angeschafften Austinrosen habe ich mich inzwischen trennen müssen. Viel zu empfindlich. Vielleicht lag es ja auch daran, dass 'Abraham Darby' 'Graham Thomas' ' Pat Austin' ,und wie sie alle hießen, direkt aus England mitgebracht wurden und den Kulturschock nicht verarbeiten konnten. Nur 'Little White Pet' 'Snow Goose' und 'Golden Celebration' (die blühen noch nicht) haben seit 1997 überlebt, leiden aber jeden Winter und freiren zurück.
Chippendale
'Chippendale' ist eine letztes Jahr gekaufte Bioland Rose aus einer Uckermärker Rosengärtnerei, die auch gleich sehr gut loslegt mit gesundem Blattwerk und vielen Knospen. Sie ist offenbar eine Tantau-Züchtung .
Meine Rambler kommen auch in Fahrt, aber da gibt es noch keine vernünftigen Fotos.

Sonntag, Juni 01, 2014

Von wegen zwanzig Prozent !

In jedem Samenkorn schlummert eine Pflanze -hoffentlich immer noch Alltagswissen eines jeden Kindes.  Aber wie man die schlummernde Pflanze zum Leben erweckt ist manchmal eine Kunst und für mich schon immer eine gärtnerische Herausforderung gewesen.
Ist doch langweilig, dass man sich inzwischen alles Gewünschte per Internet bestellen kann, wenn auch sehr bequem.
Samenstand und Laubblätter des Meerkohls
Im letzten Herbsturlaub in Dänemark hatte ich Samen von 'Crambe maritima' eingesackt, den Meerkohl, eine ausdauernde Pflanze, die an der Nordeeküste ( habe ich da noch nie gesehen) und Ostseeküste und am Schwarzen Meer ausdauernd wächst.

Lebensraum von Meerkohl
Nachdem ich in englischen Gartenbüchern oft über die kulinarische Verwendung als zartes Gemüse gelesen hatte, das ähnlich wie Rhabarber in sogenannten 'Forcern' vorgezogen und gebleicht wird,  war ich sehr motiviert, das mal auszuprobieren. Meerkohl ist eine mehrjährige, winterharte Pflanze und somit eigentlich problemlos zu kultivieren. Wieso die in 'Good Old Germany' keine Liebhaber findet, wie in GB, ist noch herauszufinden...
Im Handbuch der Samengärtnerei  (Ulmer Verlag) wird die Kultur, der Samenbau und die Vermehrung dieses wilden Kohls ausführlich behandelt. Erwähnt wird, dass er besser über Wurzelausläufer zu vermehren ist, weil die Samen nur eine geringe Keimfähigkeit haben...angegeben sind 20 % Ausbeute.
Nagut...dachte ich...Versuch macht kluch.. und propfte im zeitigen Frühjahr alle Samen, die ich hatte, in zwei kleine Pötte. Irgendwann im März keimten dann tatsächlich zwei Pflanzen, was der angebenen Keimrate in Etwa entsprach.
Die standen dann relativ unbeachtet, bis mir dann plötzlich im April auffiel, dass inzwischen alle Samen gekeimt waren. Offenbar hat das wechselhafte Wetter sie doch noch so stimuliert, dass die Pflänzchen ihre Keimruhe aufgaben.
Sämlinge Crambe maritima


Super, was mach ich jetzt damit? Schließlich sind sie mehrjährig und könnten mich überleben, wenn ich ihnen die richtigen Bedingungen biete.( in einer Quelle las ich etwas von zwanzigjähriger Lebenszeit)  Jedes Pflänzchen kann 75 cm hoch, und 60 cm in die Breite wachsen...ich brauch ca. 10m² Platz, den ich nicht habe.
Wer Pflänzchen habe möchte, möge sie sich bitte abholen ;-
Hier habe ich schon mal einen Video-Clip für ihre Kultur, und  die Schotten wissen auch, wie man den Kohl zubereiten könnte: http://www.scotsman.com/news/tom-kitchin-recipes-uncover-the-treasures-of-sea-kale-1-1545692





PS. Auf dem Foto der Sämlinge sieht man im Hintergrund die aus Samen gezogenen Wildlilien aus Italien, die jetzt bereits den zweiten brandenburgischen Winter überstanden haben.

Frühlingserwachen zum ersten...zum zweiten...und zum dritten?

Endlich scheint der Frühling sich entschlossen haben doch noch ins Land zu ziehen. Die öden und deprimierenden Tage und Nächte des Kah...