Montag, Juni 30, 2014

Er ist wieder da



Nachdem er nach im Winter 2012/ 2013 ziemlich zurückgefroren war und im Juni dann nur wenig geblüht hatte, ist er jetzt wieder da: Mein kalifornischer Traum 'Romeya coulteri', der kalifornische Baummohn. Seit 1999 an der südlichen Hauswand ansässig. Trotz immer wieder zitierter Berichte im Netz, bisher nicht invasiv.
Die Brandenburger Bedingungen halten ihn im Zaum, und unterirdisch sich ins Haus gezwängt hat er sich auch noch nicht. Aber er macht Anstalten sich aus dem geschützten Bereich herauszubewegen, indem seine Wurzeltriebe sein ihm zugewiesenes Gebiet verlassen. Ich sage nur...der nächste kontinentale Winter kommt bestimmt. Der wird ihn schon in seine Grenze zu weisen wissen.



Leider ist der Baummohn hier in den letzten Wochen per Regenwolken überreichlich gewässert worden, was den Blüten nicht unbedingt guttat. Aber gestern konnte ich endlich mal in einem regenfreien Abschnitt fotografieren und sogar eine Biene beobachten. Sie verschmähte allerdings das Pollenangebot...( hat der Mohn auch Nektar vorzuweisen?) , die Honigbiene kam aber mehrmals zurück und erkundete intensiv das Angebot.



In einem Gartenforum las ich vom Duft dieser Pflanze, was mir bisher noch nie aufgefallen war. Ich hielt also meine Nase in die Blüte und bemerkte tatsächlich einen honigartigen Geruch mit einer etwas gammligen Note im Abgang.
Einen Duft nach Aprikosen wie hier beschrieben oder gar nach nach Zitronen wie hier vernahm ich nicht.

Man entdeckt immer noch etwas neues, wenn man mit Pflanzen zusammenlebt....neben dem 'unbeschreiblichen' Duft, fiel mir auf, dass  die Blütenblätter abends die Staubgefäße abdecken, so als ob sie geschützt werden sollen. Fragt sich allerdings wovor?




Montag, Juni 23, 2014

Rosen im Schaugarten Mescherin


Kirchturm in Mescherin
Gestern war Rosenblütenfest im Bioland-Rosengarten in Mescherin, E. Tulpe hat mich hinchauffiert, und wir hatten einen herrlichen Tag zusammen in der östlichen Uckermark unweit der polnischen Grenze. Auf der Fahrt über die Autobahn schüttete es vom Himmel, aber wie es so ist, wenn Engel reisen, das legte sich sofort nach unserer Ankunft in dem kleinen uckermärkischen Dorf.



Im Schaugarten
 Letztes Jahr haben wir den Garten in voller Blüte erleben können, obwohl nur eine Woche früher dort...dieses Mal neigte sich die Blüte bei den meisten Alten Rosen bereits dem Ende zu.
So rankten sich die Blütentriebe  'Ayshire  Queen'  2013 derart dekorativ über das Hühnerhäuschen, dass es mich zu ihrem Kauf animierte...siehe hier: http://meingartenimfliesstal.blogspot.de/search?q=mescherin, gestern präsentierte sie sich nur noch sehr matt. Die Blüte war vorüber.



Auch im Schaugarten war die Pracht vorüber und der Regen und die Nässe hatten viele Pflanzen leiden lassen.


Ich fand das aber gar nicht schlecht, denn unter erschwerten Bedingungen beweist sich die Regenfestigkeit und Rußtauanfälligkeit der einzelnen Rosensorten. So war die riesige Strauchrose 'Constance Spry'  ein trauriger Anblick, der starke Befall mit Rußtau ließ schon die ersten Laubblätter rieseln. Ganz klar, die ist trotz ihres einzigartigen Blütenduftes keine Option für meinen Garten im Fließtal.
Und meine 'Geunke' im Eintrag des letzten Jahre über 'Crambe maritima' als Schneckenfutter erwies sich als zutreffend, mit ein wenig Schadenfreude blickte ich auf die zerfressenen Laubblätter. Man soll eben nicht alles nachahmen, was in  einschlägigen englischen Gartenbücher in Pflanzplänen auftaucht.
Crambe maritima





Die Aussteller(in) hatten sich wieder viel Mühe gegeben alles hübsch und einladend zu dekorieren, auch für Sitzplätze unter Rosen war gesorgt...wenn auch noch etwas nass vom Regen.

Rosenlaube mit Seagull und Francis Lester
Aber wer wollte, konnte eh in den Gutshof gehen, wo man im Rosencafé Rosenbowle trinken konnte und Lavendel-Käsekuchen essen.



Man konnte Rosenbegleitpflanzen kaufen oder auch die übliche Rosenbegleitdeko....


 ...konnte Pferdchen streicheln, deren Hinterlassenschaften als  Rosendung verwendet werden, wie ich wieder staunend feststellte, weil die Äpfel direkt unter den Rosen auf den Pflanzflächen verteilt waren.


 Rosen gab es auch zu kaufen, meistens alte Sorten, alles in Bioland Qualität ( 20 € pro Pflanze).

Scepter D'Isle



Pink Grootendorst


Außer ein paar Kräuterchen von einer Kräutergärtnerei habe ich aber nichts mitgenommen, für neue Rosen gibt es in in meinem Garten keinen Platz mehr.

Bobby James und welche Clematis?
Der Schatten von Sissinghurst fällt tatsächlich bis an die Oder! Auch in der Mescheriner Bioland-Rosenschule ist ein 'Weißer Garten' am Entstehen: In einen alten Apfelbaum rankt der weiße Rambler 'Bobby James' mit einer mir unbekannten Clematis. Gefiel mir sehr diese Kombination aus den halbgefüllten Bobby-James Blüten und den Clematissternen. Ringsherum sind in Beeten weiße Rosen und ihre Begleitpflanzen frisch gesetzt.


Nach der Rosenschule haben wir dann noch einen Abstecher an die Oder gemacht, wieder ins 'Alte Zollhaus' zum Welsessen . Empfehlenswert!


Opiumkultur ;-)
Uckermark Topiary
Rosower Fußgängerbrücke nach Polen
 Bei einem Spaziergang dann noch ein Blick über die Gartenzäune der Anwohner und dann wieder zurück Richtung Berlin vorbei an Feldern mit reichlich Ackerbegleitflora...schön, dass es das noch gibt!


Dienstag, Juni 17, 2014

Nachrichten vom Hochbeet


Pak Choy fängt an zu blühen
Auch auf meinen Gemüseflächlein tut sich was, es wird Zeit, dass ich mal berichte. Immerhin verfüge ich dieses Jahr über zwei Gemüseflächen in meinem Gärtlein.


Kohlrabi und Frühlingszwiebeln sind schon fast abgeerntet, jetzt ist der Pak Choy und der Schnittsalat an der Reihe. Und wenn ich nicht aufpasse, werden diese Gemüsepflanzen noch völlig Opfer der Schnecken. Während in den ersten beiden Anfangsjahren das Hochbeet von diesen vielfräßigen Monstern verschont blieb, habe ich inzwischen den Eindruck, dass sie dort ihre Kinderstube eingerichtet haben.
Obwohl ich mir immer wieder gelassenen Umgang mit den Viechern schwöre, sie einfach absammle und in das vorbeiziehende Fließ werfe, ihnen also die Chance lasse ans andere unbewohnte Ufer zu schwimmen ;-), habe ich jetzt zu EisenIIIPhosphat gegriffen, schließlich will ich meinen Pak Choy mal ohne Löcher ernten.

Er hat aber dennoch welche.  Wieviel Kilo von dem Zeug muss man denn streuen um erfolgreich zu sein? Ferramol soll zwar regenfest sein, ich habe den Eindruck als ob das Zeug durch die starken Regengüsse hier sehr schneller aufgelöst wird.
Von den Bergerbsen , die ich mal aus dem Bioladen für eine (sehr leckere) Erbsensuppe gekauft hatte, sind im Frühjahr einige ausgesät worden, ranken jetzt in die Hechtrose hinein und blühen .


Überhaupt sind (blühende) Gemüsepflanzen so dekorativ, dass man sie durchaus in die Blumenbeete setzen könnte.
Aber das passiert ja durchaus schon, so habe ich beispielweise den 'Cavalo Nero' als palmenähnliche Dekopflanze in den Paterrebeeten in den Potsdamer Schlossgärten gesehen.


Meine Exemplare, die ich  von einem toskanischen Marktstand als Jungpflanze ins Fließtal mitgenommen hatte,  haben sich gut auf dem temporären Hügelbeet eingelebt. Ich stelle aber fest, dass die verwendete Erde zu schnell austrocknet, die muss ich unbedingt mulchen.


Außerdem hatte ich um das neue Bohnenkarussell 'Fagioli Borlotti Rampicanti' gesetzt, die ganz kläglich keimten. Einige sind sogar abgestorben. Zunächst hatte ich angenommen, dass die italienische Saat einfach nicht für unsere Witterungsverhältnisse gezüchtet wurde und entsprechend  schlecht zurechtkam. Aber ich hörte dann von einem Gärtner in unserer Straße, dass auch er eine Bohnen Neusaat anlegte.
Ich habe die meisten stehen lassen und andere durch ebenfalls angezogene Gurken ersetzt. Mal sehen, wie sich das entwickelt.


Und sie war wieder da , meine niedliche Besucherin. Offenbar beobachtet sie genau, wann sie in den Garten kommen kann.

Sammy hatte seinen Wachdienst diesmal bei meinem Ehemann abgeleistet, und der war glücklicherweise im Haus beschäftigt.

Samstag, Juni 14, 2014

Genius loci

Seit 1991 leben und gärtnern wir am Berliner Stadtrand. 1989, im Jahr der Wende, lebten wir noch mitten in Berlin, im Wedding; aber wir wollten sofort raus ins Jrüne ...und das damals ganz schnell. Ist uns ja auch gelungen.
Ich pendle seit dieser Zeit täglich zwischen drinnen und draußen, da mein Arbeitsplatz immer noch im südlichen Berlin liegt.
Aber was zwischen Lebensmittelpunkt eins ( in Berlin) und Lebensmittelpunkt 2 (um Berlin) so passiert, kriege ich meistens nicht so richtig mit, und wenn, dann nur gefiltert durch Presse, Autoradio und Berliner Abendschau.
Vermutlich einer der Gründe, weshalb ich bisher nie so ganz verstanden hatte, weshalb die Berliner so ein Gewese machten, als es dann nach der Schließung des Flugplatzes 2008 darum ging, ob der ehemalige Flughafen in Tempelhof bebaut werden sollte.
Hier kann man mehr zur Planungsgeschichte nachlesen:
http://www.tempelhoferfreiheit.de/planung-und-entwicklung/planungsgeschichte/


Wieso sollte dort  nicht eine Bibliothek auf dem Feld entstehen und eine Randbebauung des Feldes  mit Wohnungen erfolgen, die bezahlbar sind? Mitstimmen beim von der Bürgerinitiative  '100 % Tempelhofer Feld' eingebrachten Volksentscheid durfte ich nicht, da ich knapp  200 m außerhalb Berlins in Brandenburg lebe.


War auch besser so, schließlich hatte ich keine Ahnung, was die Berliner Bürger so kompromisslos agieren ließ.
Vorgestern hatte ich Gelegenheit den 'Genius loci' dieses Ortes kennenzulernen und beginne zu verstehen.
Ich hatte mich für eine freilandbiologische Fortbildung angemeldet, die vom Freilandlabor des Britzer Gartens  ( hier fand 186 eine Bundesgartenschau statt) angeboten wurde. Die haben inzwischen 'einen Filiale' auf dem Tempelhofer Feld auf dem Areal der ehemaligen Wetterstation.


Vom U-Bhf Boddinstraße mitten in Neukölln lief ich ca. 10 Min. und war dann auf dem riesigen Gelände des Tempelhofer Felds, der 'Tempelhofer Freiheit'.
Endlose Weite... Eben noch stickige Häuserschluchten...dann...
ganz Gallien Berlin ist von den Römern Spekulanten und Gentrifiziern besetzt. Ganz  Gallien Berlin? Nein! Ein von unbeugsamen  Galliern  Berlinern bevölkertes Dorf hört nicht auf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten. .
Bei einem Teil dieser Neugallier handelt es sich um die  die 'Urban Gardeners', die ihre Hochbeete auf dem (sicherlich kerosinverseuchten) Boden hochgezogen haben.




Ein Typus anarchischer Gärtner/innen, der mir imponiert. Schade, dass es solche Gartenverrückte nicht schon zu Mauerzeiten gab, da hätte ich sicher auch sofort mitgemacht.


 Hochbeete , Bänke, Tische und Kompostsilos per DIY entstanden, aus Paletten recycelt. Darin grünt, blüht und fruchtet es . Während in meinem Stadtrand-Hochbeet die Erbsen gerade mal blühen, könnten sie hier schon geerntet werden.


Ich frage mich allerdings, wo sie das Wasser zum Gießen herbekommen? Eigentlich hatte ich vor, beim 'Langen Tag der Stadtnatur' teilzunehmen, der dieses WE läuft. Hier wird auch eine Fahrradtour zu den 'Gärten' des Tempelhofer Feldes angeboten. Sicherlich hätte ich dort mehr erfahren, aber die Tour, die mich interessierte, ist leider schon ausgebucht...und außerdem habe ich an Schreibtisch und eignem Garten jede Menge zu tun.
Grinsen musste ich, als ich inmitten dieser grün-kreativen UnOrdnung ein großes H-förmiges ziemlich professionell gebautes Hochbeet entdeckte, auf dem verdorrte Pfalnzen vor sich hinstarben.
Vorne auf dem Hochbeet hatten sich seine Erbauer mit großen Lettern verewigt.


Vor ein paar Wochen hatte ich an einer Fortbildung zur Schulgartenarbeit teilgenommen, wo uns genau dieses 'sich-selbst-bewässernde-Beet' von den Erbauern vorgestellt wurde. Ich war ziemlich beeindruckt, als ich die Konstruktion kennenlernte. In der  Peter Lenne Schule ist ein Oberstufenzentrum  Agrarwirtschaft und eine Fachschule für Gartenbau angesiedelt.



Wie ich auf dem Schulgartentag erfahren hatte, haben Schüler lokale Urban‐Gardening‐Initiativen zum dezentralen Wassermanagement auf gärtnerisch genutzten Stadtflächen -u.a. dem Tempelhofer Feld- beraten. Hier gibt es einen interessante Dokumentation ihrer Projekte.
Was ist passiert, dass die Bewässerungsanlage versagte?


Drumherum war alles grün, nur hier nicht...und dass obwohl trotz etlicher Tage mit tropischer Hitze eigentlich genügend Wasser vom Himmel kam!  Komplizierte Pläne alleine bringen's offenbar nicht.




Aber mein Ziel war ja das Zelt auf dem ehemaligen Areal der ehemaligen Wetterstation des Tempelhofer Flughafens. Als ich da ankam, waren Monteure dabei igendwelche Kabel der Sendemasten zu demontieren. Wir trafen uns im Zelt, das hinter den Gebäuden hervorlugt.





...dort beschäftigten uns dann mit freilandbiologischen Themen zur Wiesenvegetation.....fingen Wiesenplankton..beobachteten einige von den 195 (!) Brutpaaren der Feldlerchen , die hier mitten in der Stadtlandschaft brüten...


....stellten fest, dass der Wind in Stärke 3  aus SWS über das Feld pfiff..
.

Das war ein wunderschöner lehrreicher Nachmittag, ich habe Gelegenheit gehabt, Wissen aufzufrischen, Neues zu lernen und wahrzunehmen und meinen Blick auf das Tempelhofer Feld korrigieren können.
Vielleicht auch, weil mir Sequenzen aus meiner aktuellen Bettlektüre in den Sinn kamen. Michael Pollan hat 'Second Nature' über seine Lehrzeit im Garten schon 1991 geschrieben.(Offenbar ist der amerikanische Umweltprofessor zur gleichen Zeit zum 'Gärtner' geworden wie ich.)
 Er ist mir allerdings bisher nie untergekommen, erst seit 2014 gibt es auch eine Übersetzung des Buches ''Meine zweite Natur', und die lese ich gerade und bin begeistert!
So schreibt er 'Wie wäre es, wenn wir jetzt einmal nicht mehr auf die Wildnis, sondern auf den Garten bauen würden, wenn es um die Zutaten einer neuen (Umwelt) Ethik geht?'...'Meine begrenzte Erfahrung im Garten hat mich davon überzeugt, dass die nötigen Bausteine- die neuen Naturmethapern, die wir brauchen-möglicherwiese dort zu finden sind. Der Garten ist nämlich ein Ort mit langjähriger Erfahrung in Fragen, die mit der Rolle des Menschen in der Natur haben'
Und dann stellt er 10 vorläufige Überlegungen an, was für Antworten der Garten geben könnte.
Punkt 1:
...eine Garten-Ethik würde also mit Alexander Popes berühmten Rat an die Landschaftsarchitekten beginnen: >Bei allem hört auf den Genius Loci<....Popes geflügeltes Wort deutet an, dass es auch Orte gibt, deren Genius, falls man auf ihn hört, zu >>keinen Kompromissen << raten würde. Was für Yosemite passt, muss für Cathedral Pines deshalb noch lange nicht sein.....




Ich jedenfalls habe den Genius Loci des Tempelhofer Feldes gespürt und bin gespannt, wie sich diese Riesenfläche innerhalb Berlins weiter entwickeln wird.

Frühlingserwachen zum ersten...zum zweiten...und zum dritten?

Endlich scheint der Frühling sich entschlossen haben doch noch ins Land zu ziehen. Die öden und deprimierenden Tage und Nächte des Kah...