Sonntag, Januar 15, 2017

Neujahrsausflug


Das neue Jahr ist schon fünfzehn zehn Tage alt, und ich habe nicht einen Beitrag auf meinem Blog geschrieben. Es wird höchste Zeit. Falls sich also trotz meiner Nachlässigkeit doch noch jemand auf meine Webseite verirren sollte, wünsche ich allen ein frohes neues Jahr. Better late than never.
Im neuen Jahr (und mit fortschreitendem Alter) soll es 'sutjie' ( norddeutsch-platt für gemächlich) vorangehen. Vielleicht ist das ja mein persönlicher Vorsatz für's neue Jahr, obwohl ich eigentlich  seit Jahrzehnten von guten Vorsätzen nichts mehr wissen will.
Und dann ist mir als Folge unseres Ausflugs-vermutlich weil ich das neue Jahr so gemächlich angehe-auch noch ein Gartenmotto für 2017 vor die Füße gefallen. 
Aber dazu später. 
Unser Neujahrsspaziergang bzw. -ausflug führte uns mit einiger Verspätung vor ein paar Tagen Richtung Potsdam, eine Stunde Fahrt von uns entfernt. Ich wollte endlich die Sacrower Heilandskirche mit eigenen Augen sehen.

Wir wohnen jetzt auch schon insgesamt vierzig Jahre in Berlin, bzw. im Umland. Und bisher kannte ich diese Kirche am Ufer der Havel nur aus West-Berliner Sicht, bzw. von Dampferfahrten entlang der Havel.
Wir fuhren bei eisigen Temperaturen los, der Himmel war noch bedeckt, und obwohl ich vorher noch einen Termin beim Zahnarzt gehabt hatte, erreichten wir bereits gegen zehn Uhr morgens  Sacrow...und am Himmel kaum noch ein Wölkchen. Bilde ich mir das ein, oder hat Potsdam einfach immer das bessere Wetter? Die Hohenzollern wussten schon, wieso sich damals hier niederließen.



Sacrow ist der kleinste Ortsteil Potsdams, und war zu DDR Zeiten ein Sperrgebiet. Und war entsprechend abgesichert gewesen durch die typischen Grenzanlagen, die jeder vor 1989 geborene noch gut in Erinnerung hat.  Das Gebiet war also Jahrzehnte niemandem zugänglich außer den Befugten....


Wir Wessies sahen immer  im Vorbeifahren (Schiff) nur diese italienisch anmutende Kirche und den äußeren Grenzzaun, sprich die drei Meter hohe Mauer, die in diesem  Fall hinter der Heilandskirche stand. Hinter der Kirche kamen dann aber wie überall in Berlin die für uns unsichtbaren Kolonnenwege, die Beobachtungstürme und Bunker, der Kontrollstreifen, der Grenzsignalzaun, der innere Grenzzaun, der Hinterlandzaun. Der der Kontrollstreifen besipielsweise ein bis zu 5 Meter breiter fast vollständig  mit Hilfe von Herbiziden freigehaltener vegetationsfreier Streifen. Das muss man erst mal schaffen. Welche Herbizide da wohl Verwendung fanden?


Sacrower Schlosspark

Viele Jahre sind vergangen, und alle haben sich viel Mühe gegeben, die Spuren der Vergangenheit zu beseitigen. Ich konnte nicht mehr erkennen, dass  zu DDR-Zeiten Grenzsoldaten auf dem Gelände des Schlosses und des Parks für die Zollhundeausbildung nutzten. Es waren damals Grenzhallen für LKW-Kontrollen zwecks Suchhundetraining nachgebaut worden. Auf den Wiesen vor dem Schloss waren die Zwinger dieser bedauernswerten Hunde.


Wir schritten mit einem Nachfahren dieser Spürhunde ( unserem DSH mit geradem Rücken ) auf den wieder hergestellten Pücklerschen und Lennéschen Wegen den Park ab zunächst Richtung Heilandskirche.

Glienicker Brücke, Silhouette von Potsdam
Die Sichtachsen des Garten waren wieder freigeschnitten, wir konnten die berühmte Glienicker Brücke im Morgendunst sehen, ebenso den Pfingstberg mit dem Belvedere. ( Stimmt das ?)


Was nach der Wende im Laufe der Jahre für Arbeit  geleistet werden musste, um die gärtnerische Anlage wiederherzustellen, konnte man auf Stelltafeln nachlesen. Und feststellen konnte ich, dass ich eine sicherlich sehr interessante Ausstellung im Schloss verpasst hatte, die den eindringlichen Titel trägt:

Sacrower Schloss

Schade, dachte ich. Ich hatte so viele unbeantwortete Fragen, beispielsweise, wie die Gartenbauer und Landschaftspfleger das Erdreich entgiftet haben, wie das Schloss von innen aussieht, wie die Heilandskirche innen restauriert worden war, oder wie damals im Grenzbereich gegärtnert werden konnte.  Wir schlenderten durch den zunächst völlig menschenleeren Park, schauten durch die Fenster des Schlosses und genossen das schöne Winterwetter. Das Schloss hat leider erst wieder im März ein paar Öffnungszeiten am Wochenende.

Im Schlosspark befindet sich  eine uralte Eiche, genannt die Tausendjährige Eiche ( Quercus robur) , die mit einem Stammumfang von 7,10 m wirklich gewaltig wirkt. Von weitem sieht sie wie ein Trümmerhaufen aus Totholz aus, aber es ist noch Leben in ihr. Und lobenswert finde ich, dass an dieser Stelle nicht Tabula rasa gemacht wurde, sondern  knorrige, heruntergekrachte Äste unter der Eiche liegen bleiben durften. (Wie steht es eigentlich um die Insektenwelt...Vogelwelt in diesem misshandeltem Park?)

Mit GG und Hund zum Größenvergleich
Allmählich wurde es auch voller im Park, die Nordic-Walkerinnen kamen, die Spaziergänger mit Hund. Wir wanderten noch ein bißchen durch den Ort, bewunderten die alten Villen, die dort auch renoviert glänzten , und landeten dann Punkt zwölf  im einzigen geöffneten Gasthof in Sacrow zum Mittagessen.
Zuhause versuchte ich dann herauszufinden, ob diese Ausstellung im Frühjahr noch einmal geöffnet wird. Dazu habe ich zwar nichts herausgefunden, aber immerhin bei youtube ein Filmchen über diese Ausstellung. Mal sehen, ob es klappt den ersten Teil des Films "einzubetten". Hier wird dokumentiert und beschrieben,wie Gärtner versuchten dieses Teil des Gesamtkunstwerks Potsdamer Parks&Schlösser auch schon während der Zeit des Kalten Krieges zu retten.


Und wie kann man beim Betrachten gärtnerischer Leistungen vergangener aber auch der aktuellen Zeit zu einem Jahresmotto für den popligen eigenen Garten kommen? 
Geschniegelte hochherrschaftliche Gärten der Adelswelt waren zwar nie ein Vorbild  für meinen kleinen Garten, für den ich mich eher an aktuellen ökologischen Erkenntnissen orientiere. Doch auch mein Garten, der inzwischen altert und 'verwildert' braucht Pflege. Und die habe ich in den letzten Jahren an manchen Stellen doch etwas vernachlässigt.  Und da kam mir ein Zitat des  Gartenkünstlers Peter Joseph Lenné im Buch des Ausstellungskurators, Dokumentarfilmers und Autor des Buches ' Gärtner führen keine Kriege' Jens Arndt zupass:
"Nichts gedeiht ohne Pflege und die vortrefflichsten Dinge verlieren durch unzweckmäßige Behandlung ihren Wert."
Nun befindet sich auf unserem Gelände  zwar kein von Bleiweiß im Boden (" Durch die Bleizucker- bzw. Bleiweißproduktion ab etwa 1816 wurde das Gelände des Gutshofes auf einer Fläche von mehr als 4.000 m² und einer Tiefe von bis zu 2,5 m mit Bleirückständen kontaminiert" Wikipedia) auch mit Herbiziden misshandelte  Böden im Garten gibt es nicht, aber auch in naturnahem Gärten möchte man  als Mensch die Oberhand behalten...und meinen Gierschinseln an einigen Stellen im Garten möchte ich schon die Rote Karte zeigen. Aber mit chemischen Waffen in den Krieg ziehe ich bestimmt nicht.
 

9 Kommentare:

  1. Fascinating story. I wonder if you WILL be able to see the exhibition?

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    1. Yes, history is fascinating, especially the dark sides of the german history. I am afraid, I still haven't found out if they will show this exhibition in March, when the castle will reopen its doors. Even that link of Anonymus doesn't tell you.
      Best regards
      Sisah

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  2. Tja, der Titel der Ausstellung hat mich sofort an die lebhafte Diskussion auf dem Blog Staudenflüstern zum Thema Giersch erinnert ;-) Sind die meisten Gärten einfach zu klein und die Besitzer wegen der kleinen Grundstücksfläche zu 'kleingeistig' - wenn es um unerwünschtes Kraut, ungebetene tierische Gäste, überhängende Zweige vom Nachbarn oder im Herbst um zu viel Laub geht. Da wird doch so mancher Krieg gegen irgendwas geführt …

    Meine Gartenpläne haben sich allerdings durch den erwähnten Post im Laufe des Wochenendes verfestigt. Da ich allerdings weder Zeit, noch die gesundheitliche Kondition habe, das jetzt fix im Frühjahr alleine durchzuziehen, werde ich mir im Laufe des Jahres die Bereiche nochmals ziemlich genau anschauen, ob Plan und Wirklichkeit gut zusammen passen und langfristig Chancen haben. Denn nachdem mir vor einigen Tagen beim Arzt nur beim Blick auf meine Hände schon Arthose und ein Ganglion bescheinigt wurde, sollte ich mit meinen Kräften für 2 Gärten wirklich gut haushalten ;-) Also werde ich mich in diesem Jahr mit Aufräumarbeiten, erhalten & beobachten beschäftigen. Denn der Efeu-Apfelbaum steht auch noch so mit heruntergekrachten Ästen im Garten - ist aber so bestimmt noch ein perfekter Winterschutz & Nahrungsquelle für Vögel & Insekten. Und hinter dem Hochwald stört mich der Anblick auch noch nicht. Mein Motto bleibt also gelassen gärtnern. Aber dafür brauche ich kein 2017 ;-)
    Der Jahreswechsel ist für mich nur ein Geschäftsjahreswechsel und von daher steuerlich relevant. Das Leben geht aber einfach weiter. In unserem Fall lagen die Maus und ich krank im Bett und haben die Nacht verpennt. Und beiden ging es am 1. Januar schon etwas besser …
    LG Silke

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  3. Anonym10:53 AM

    Guten Tag
    Die Webseite zur Ausstellung ist bekannt?
    http://www.gaertner-fuehren-keine-kriege.de/information

    Gruss

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    1. Vielen Dank, Anonymus. Vielen Dank für den Link, aber auch da habe ich nicht herausfinden können, ob die Ausstellung auch im neuen Jahr gezeigt werden wird. Das Buch liegt allerdings inzwischen auf meinem Tisch und ist meine aktuelle Lektüre.
      Grüße aus dem Fließtal

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  4. So, jetzt bin ich wieder hier und habe mir den Film in Ruhe angeschaut, da mir klar war, dass der Titel mich zunächst mal auf die falsche Spur gebracht hat ;-)

    Beim Betrachten der Grenzbildern wird mir jetzt ganz klar, warum ich nie in die DDR wollte, um meine Großeltern zu besuchen. Irgendwann nahm mich mein Vater mal mit an die Grenzanlagen, um von dort in seine Heimat zu schauen - da war ich vielleicht 6 oder 8 Jahre alt. Für mich war das einfach nur bedrohlich. Und nach all' dem, was ich als Kind über die DDR gehört hatte, war meine Angst viel zu groß, dass man mich nicht wieder rauslassen würde - quasi als Strafe dafür, dass mein Vater rechtzeitig abgehauen war …

    Die Räumlichkeiten, die Ausstellung und die Gartenanlagen machen mich neugierig. Ich hoffe, Du besuchst die Gartenanlage nochmals zu einer anderen Jahreszeit und berichtest darüber. Und ich schaue mir jetzt den Webseite an …
    LG Silke

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  5. Die Ansichten kenne ich von Potsdam noch nicht.
    Es gibt dort so viel zu entdecken, vielleicht fahre ich im Frühling mal wieder hin.
    VG
    Elke

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  6. Hallo Sisah!

    Ja, es ist der Pfingstberg mit dem Belvedere, den ihr da gesehen habt. Genau dieser Blick ist auch Teil des Gesamtkunstwerks Potsdam.

    Die Heilandskirche, Schloss und Park besuchen wir seit Maueröffnung jedes Jahr und sind sehr begeistert, wie sich Gebäude und Natur inzwischen darstellen. Interessant ist, dass wir auch immer im (Spät)Winter kommen, denn im Sommer haben wir ja im Garten zu tun.

    Beste Grüße!
    Xenia

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