Mittwoch, März 30, 2016

Mehr als ein blaues Band


Eigentlich wollte ich Ostermontag mal schauen, wie weit der Bärlauch ist. Normalerweise hätte ich das inzwischen auch  im eigenen Garten überprüfen können, aber mein Hund hat ganze Arbeit geleistet. Er neigt  nur ausnahmsweise zum Buddeln, diesmal hat er in einem unbeobachteten Moment ganze Arbeit geleistet und einen tiefen Graben gezogen, wo ich ein paar Bärlauchpflänzchen pämperte. Mal sehen, ob die sich noch erholen. 

Osterspaziergänge gehören zum Jahres-Ritual und sind deshalb  Selbstzweck. Dieser hielt eine Überraschung für uns bereit..
.

Bärlauch hatte tatsächlich den üblichen grünen Teppich am Waldrand unter Buchen und Hainbuchen  vorbereitet, aber bei dem Spaziergang durch das Wäldchen erkannte man an einigen Stellen aus der Ferne über bräunlichen Laub einen hellblauen Schimmer, der sich beim Annähern als ganzer Leberblümchenteppich herausstellte.
Obwohl ich schon seit Jahren diese Gegend aufsuche und jedes Mal das eine oder andere Leberblümchen bewundern konnte, waren mir solche zusammenhängenden Leberblümchenpopulationen bisher nie aufgefallen.  In den Vorjahren war ich immer zur Buschwindröschenblüte dort, die Hauptblüte der Leberblümchen also vorbei, es war schließlich im Ende April!
Nur wenige Buschwindröschen waren Ostermontag in Blüte (siehe Foto unten),meistens nur  Laubblätter sichtbar.


Leberblümchen haben eine interessante Biologie. Ihre Blüten sind vorweiblich oder aber auch homogam, d.h. es gibt eine zeitliche Trennung der Reife von Staubgefäßen bzw. Fruchtknoten ( vorweiblich) oder auch nicht (homogam)...was dann Selbstbefruchtung ermöglichen könnte. Letzteres macht das Leberblümchen durchaus, d.h. es ist auch selbstkompatibel. Aber als "Pollen-Scheibenblume" zieht sie Insekten  an, wozu wohl auch Fliegen gehören. Die konnte ich auch als einzige Insekten im Wald an den Blüten entdecken. Nektar produziert ein Leberblümchen nicht.



Bei meiner Recherche zum Vorkommen von Hepatica nobilis im Brandenburger Land stieß ich hier auf eine sehr informative Seite, die ich bisher nicht kannte. Der Verband Botanischer Gärten berichtet über seine Aktivitäten (in der AG Erhaltungskultur) zur Erhaltung einheimischer Wildpflanzen in Kultur (ex situ). In kurzen Portraits werden in Deutschland gefährdete Pflanzenarten dargestellt, so dass man als Hobbygärtner durchaus auch davon profitieren kann. Vor Jahren hatte ich mir beim Staudenmarkt (Mr. Hepatica ,A. Händel) mitgenommen, die ich seither auch im Garten kultiviere.



So mögen es Leberblümchen...bedeckt mit einer Mulchschicht aus Laub
Leberblümchenblüten öffnen und schließen sich abhängig von der Wärme, wobei sie dann auch die Länge ihrer Blütenblätter verdoppeln können. Anfangs hielt ich diese Beobachtung an den verschiedenen Pflanzenexemplaren für eine genetische Variante. Unterschiedliche Färbungen konnte ich auch beobachten. Die meisten Blüten waren fast hellblau, manche fast weiß, seltener Blüten in violettem Farbton.
Ist diese Ausfärbung vielleicht auch gar nicht genetisch bedingt? Dazu konnte ich keine Infos finden.
Leberblümchen können sich vegetativ und generativ vermehren, und sie gehören wie viele Frühblüher ( Märzenbecher, Schneeglöckchen, Veilchen...?) zu den Pflanzen,die
  attraktiv für Ameisen sind, weil ihre "Nüsschen" ölhaltiges Gewebe enthalten.
Handy-Fotos...aber man kann hier die unterschiedlichen Färbungen bei genauem Hinsehen erkennen


Das Leberblümchen ist also definitiv nichts für Ordnungsfanatiker im Garten: Es war schon erstaunlich zu sehen , wie die Pflanzen ihre Blüten durch die dicke Laubschicht zum Licht schicken. Aber unter meiner Korkenzieherhasel sieht es ähnlich aus.....
Die Hochblätter ( manche zählen sie offenbar zur Blüte gehörend, schreibt mein Taschenlexikon, manche sehen sie als Kelchblätter) vergrößern sich nach der Blüte und "tragen durch ihre Fotosynthese zur Ernährung der Pflanze" bei.  Aber welcher Gärtner, der diese in der Natur geschützten Pflanzen pflegt, kommt schon auf die Idee Verblühtes zu köpfen.....?

6 Kommentare:

  1. Danke für die schönen Fotos und das Mitnehmen
    in eine 'blaue Welt'.
    So üppig habe ich noch selten
    die Leberblümchen blühen gesehen...
    und schon garnicht in der frühlingshaften Natur.
    Eigentlich habe ich sie immer nur
    in Gärten bewundern dürfen...
    aber leider nie in meinem eigenen Garten...
    scheinbar bin ich zu ordentlich *lach*.

    Dir wünsche ich noch schöne frühlingshafte Tage.
    Liebe Grüße Mecki

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  2. Leberblümchen hatte ich am Ostermontag im Wörlitzer Park gesehen, allerdings waren die dort eher rosa.
    Du hast ja in Deinen Fotos einen tollen blauen Teppich festgehalten.

    Zum Bärlauch habe ich einen Tipp: Probiere mal Bärlauch-Gnocchi aus. Die kann man gut ohne alles essen oder als Beilage zu einem Filet. Sehr köstlich.

    Liebe Grüße!

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  3. Was für eine Freude so viele Leberblümchen zu entdecken. Das Glück hatte ich leider nur vereinzelt. Dieses Jahr noch nicht. Die Windröschen sind auch noch nicht soweit. Wird aber in den nächsten Tagen passieren.
    Schmunzel der Samy ist eben auch bloss ein Hund. Unsere buddeln ja wie verrückt und müssen deshalb in unserem Garten am Haff leider teilweise in den Zwinger. Der Bärlauch ist bestimmt robust und kommt wieder.
    Nun beim Leberblümchen würde ich nie Verblühtes köpfen. Ich hatte mir eines schicken lassen, ausgepflanzt (an einen Standort, den ich nie ändern will) und hoffe nun das es blühen wird.
    Ich könnte mir vorstellen das die Veränderung in der Farbe auch nährstoff, licht und standort bedingt sein könnte. Ich mag sie in ihrer natürlichen Farbe (Urfarbe) am liebsten.
    Ich habe auf Deinen Kommentar geantwortet.
    LG lykka

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  4. Bin wirklich sprachlos... erst die vielen Leberblümchen und jetzt noch Bärlauch in Massen... toll!

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  5. Wunderschöne Aussicht. Ein schönes Wochenende.

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  6. Von so viel Unordnung waren meine Leberblümchen in diesem Jahr auch umgeben. Daher blühten sie wahrscheinlich auch recht üppig. Während die freistehenden weißen Pflänzchen im Topf sich noch etwas zurückhielten.
    Allerdings im Garten meiner Mutter bevorzugen sie seit einigen Jahren auch die engen Fugen zwischen den Betonrandsteinen und den Wesersandsteinplatten auf dem heißen Südhof. Und dort werden sie erstaunlicherweise auch immer mehr.
    LG Silke

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