Montag, September 19, 2011

Lorbeerhäuser ohne Lorbeeren

Eingang Park Babelsberg

Ein Ausflug am Sonntag führte uns mal wieder Richtung Potsdam. Zufällig hatte ich  am Donnerstag die Potsdamer Nachrichten gelesen, die erstmalig  einen 'einmaligen Blick in die Lorbeerhäuser' der Gewächshäuser der ehemaligen Hofgärtnerei in Potsdam Babelsberg ankündigten.
Gebaüde der Hofgärtnerei
5 € Eintritt wird kassiert

Aha, es gab also zu monarchischen Zeiten Lorbeerhäuser, bisher war mir nur der Begriff 'Orangerie' bekannt. Im Rahmen einer Führung erfuhren wir dann vor Ort etwas über die Entstehung des Parks und des Schlosses Babelsberg und natürlich auch über die zugehörige Hofgärtnerei samt Lorbeerhäusern, die für die Öffentlichkeit bisher nicht zugänglich waren.
Der SPSG-Architekt (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten ) Dirk Dormagen führte uns durch die inzwischen teilweise restaurierten Anlagen.



So sah es nach der Wende dort aus
Die Häuser wurden 1879 und 1881 unter Kaiser Wilhelm I. durch den Hofgärtner Otto Kindermann zur Überwinterung der Kübelpflanzen - unter anderem Lobeerbäume- errichtet. Gelesen habe ich, dass der Bankier Gerson Bleichröder dem Kaiser diese Lorbeerbäume geschenkt hatte , die natürlich irgendwie überwintert werden mussten.
Lorbeerhäuser von außen
Neues Tor
In einem der Lorbeerhäuser
Seit dieser Zeit ist eine Menge passiert, und diese Zeit hat ihre Spuren und Zerstörung hinterlassen.  So mussten die Gartenanlagen die Kriege überstehen und vierzig Jahre DDR.  Jetzt ist also ein Teil der Anlage mit Hilfe von Fördermitteln des Konjunkturpaketes II und  Mitteln der Schlösserstiftung saniert worden, und man stellte  uns die Fortschritte dieses einjährigen Projektes vor.
Leider habe ich versäumt nachzufragen, was eigentlich zu DDR-Zeiten in und mit diesen alten Gebäuden stattgefunden hat.Überließ man alles dem Zahn der Zeit? Teilweise sieht es so aus.
Flatowturm im Hintergrund, Mauern der Schlossgärtnerei

Auf dem Foto oben sind IMO die sogenannten Lepèreschen Mauern zu sehen, im Vordergrund stehen ein paar Pfirsichbäume, an der Wand ein völlig vernachlässigtes Spalier, bewachsen mit Brombeeren, Hopfen und ungepflegten Weinreben. Ein Trauerspiel!


"Fast ein Jahrhundert später, 1862, ging in ganz Europa ein Franzose namens Alexis Lepère mit einer neuen Obstbautechnik in ganz Europa hausieren. Bei der Gemahlin Wilhelms I., der späteren Kaiserin Augusta, stieß er auf offene Ohren. Nahe dem Flatowturm im Park Babelsberg und am Weinberg durfte er nach Pariser Vorbild ein Quartier von drei nach Süden hin offenen Mauerhöfen errichten. In deren Innern gediehen an allen Mauerseiten Pfirsiche, Wein und Birnen prächtig, weil das einfallende Sonnenlicht in den Höfen die Wärme speicherte und so die Pflanzen vor Frost schützte."








 Ein eigenartiger Reiz geht von solchen vor sich hinrottenden Anlagen aus, neugierig inspizierte ich das weiträumige Gelände mit Obstbäumen und den Gerippen der Gewächshäuser, Spaliere und Frühbeete.
Frühbeetfragmente


8 Kommentare:

  1. Anonym4:33 PM

    Hallo,
    ich nehme an, dass auch in Potsdam Prioritäten gesetzt werden müssen. Und es sieht so aus, dass dieser Park bisher nicht die höchste Priorität gehabt hat. Daher sehen die Anlagen nicht so top aus, wie die Vorzeigeanlagen in Potsdam. Aber noch sind alte Strukturen zu erkennen, VG Manfred

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  2. Hallo Sisah,
    such mal nach den "Lost Gardens of Heligan" an deren Zustand bei der Entdeckung erinnern mich deine Bilder, das Ganze hat also viel Potential.
    Grüße
    Zwergbaum

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  3. Wirklich schön dort. Also eins der Häuschen würde mir schon reichen. Auch diese Eindrücke vom Garten und dann noch seine Geschichte, ich wäre gerne mitgekommen.

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  4. Uiii, was es nicht alles gibt! Hmm und wenn ich mir das Potential vorstelle... was man da alles daraus machen könnte. Ich sehe vor meinem inneren Auge einen schönen englischen Walled Garden *seufz*. Am liebsten würde ich mich Nachts da reinschleichen, zur Schaufel greifen und mit der Räumung und anschliessenden Bepflanzung loslegen. Aber, ich habe ja noch einen eigenen Garten, der auf eine pflegende Hand wartet... die jetzt dann gleich loslegt.
    Liebe Grüsse
    Alex

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  5. Liebe Sisah, ich war ein paar Tage in Paris, deshalb reagier ich erst jetzt auf deinen interessanten Post. Da hast du ja echt Glück gehabt bei der Führung dabei zu sein. Bestimmt gab es die Führung anlässlich des Tages des offenen Denkmals oder ? Auf jeden Fall schöne morbide Atmosphäre, ein Ort der wach "geküsst" werden will ;-) Liebe Grüße Annette

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  6. Ich war zwar schon öfters in Berlin und Potsdam im Urlaub und habe auch schon einiges gesehen, aber von den Lorbeerhäusern habe ich bisher noch nie gehört. Sieht aber unbedingt sehenswert aus :).

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  7. Liebe Sisah, das ist ja mal eine echte Entdeckung! Muss ich mir vormerken! Und hoffen, dass man da irgendwann wieder rein darf! Vielen Dank und liebe Grüße, Dagmar

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  8. Sieht ja wirklich toll aus! Dann war es ja wirklich ein gelungener Berlin- und Potdam-Urlaub :)

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