Sonntag, April 10, 2011

Spaziergang durch meinen Aprilgarten

Eigentlich sollte zum letzten Posting noch eine Fortsetzung mit Fotos folgen, die zeigen, was sich Anfang April hier so tut.  Aber die Zeit fliegt und einige der Pflanzen sind schon wieder verblüht, die ich zeigen wollte. Das Blau der Chionodoxa forbesii ist bereits vergangen, und auch meine Leberblümchen werfen jetzt bereits die Blütenblätter ab.
Hepatica nobilis
Die Drachenweide ist auch dahin, irgendwie kam mir die Blütezeit von dieser ersten Pollen- und Nektarquelle für Bienen und Schmetterlinge kürzer vor als im letzten Jahr. 


Und auch die früh blühenden Wildtulpen ' T. biflora (polychroma)' sind auch schon verblüht. Dass sie sich, wie man lesen kann, durch Ausläufer vermehren, konnte ich bisher nicht feststellen. Dieses Jahr habe ich eher den Eindruck, dass sie nicht mehr ganz so vielblütig war.
Sämling Jeffersonia dubia

Jeffersonia dubia
Aber der Frühling macht keine Pause, das Blau von Leberblümchen wird übertroffen vom Blauviolett der Jeffersonia dubia, die gerade ihren Auftritt hat. Sie liebt frischen und humösen Boden im Halbschatten, ich habe den Boden zwar mit Laubwaldhumus angereichert, aber dass sie in meinem Garten einen idealen Standort hat, kann man nicht behaupten. Sie fühlt sich dennoch wohl, ist hervorragend durch den harten Winter mit Kahlfrösten gekommen. Und wie sich jetzt zeigt, hat sie sich sogar ausgesät, direkt neben der Mutterpflanze steht ein winziger Keimling.


 Und in schrillem Pink blüht eine weitere Wildtulpe nämlich T.humilis.

H. abchasicus
H. orientalis var. abchasicum zeigt auch keine Winterschäden, und blüht wie jedes Jahr. Ich habe  meine Zweifel, dass es tatsächlich eine 'Russische Lenzrose' ist . Die purpurnen bis schiefergrauen Blüten erheben sich zwar bis auf 30 cm, aber ich sehe keine basalen Laubblätter,wie hier beschrieben, die treiben erst jetzt gerade aus.
Auch das wunderbare wüchsige Exemplar 'Helleborus foetidus' , das  in den Kahlfrösten des Winters stark litt, hat sich erholt ,wie mir einige in Bloggerkommentaren bereits versichert hatten. Ich hab's nicht geglaubt.
Helleborus foetidus

Unter der Korkenzieherhasel hat sich eine nette Frühlingsgruppe von rötlichen Helleborus orientalis Hybriden, Lerchenspornen, Leberblümchen und Arum italicum zusammengefunden.




Vor Jahren hatte ich da auch mal Osterglocken gesetzt, von denen aber nur die eine oder andere über die Jahre Bestand hatte. Ich bin es leid, da immer wieder neue Zwiebeln zu setzen. 
Meine gefüllten Helleborus haben deutlich weniger Blüten als im Vorjahr, insbesondere die weiße.... bei der ich gerade vier Blüten zähle, von denen erst eine richtig aufgeblüht ist.
Der einzige Lichtblick unter meinen Helleborusstauden ist H. thibethanus, der inzwischen mit drei Blüten und gesundem Laub dasteht.
Symphytum cordatum
Ein anderer Lichtblick ist der herzblättrige Beinwell, den ich vor zwei Jahren für eine schattige Ecke im Vorgarten  gepflanzt hatte. Sehr hübsch sind die hellgrünen herzförmigen Laubblätter, die Blüten sind noch knospig, in der Blüte ist die Staude eine erste Nektarquelle für die bereits herumfliegenden Hummeln.
 Auch die Adonisröschen kommen zuverlässig jedes Jahr wieder, diese ist heute morgen passend zur strahlenden Sonne am Himmel aufgegangen.
Adonis vernalis um neun Uhr

Adonis vernalis zur Mittagszeit
 Vor lauter Schauen, kommt man kaum zum Arbeiten. Dabei gibt es jede Menge zu tun.
Gestern haben wir endlich den restlichen Staudenschnitt weggeschreddert und Kompost aufgesetzt. Dabei bin ich auf die sinnige Idee gekommen, ein uraltes Federkissen zu leeren und mit Gräser- und Staudenschnitt zu mischen und im Kompost zu schichten. Und das alles bei leichtem Wind, wir sahen in unserer dunklen Gartenkleidung aus, wie geteert und gefedert.
 
Ein ideales C/N-Verhältnis (Anteil von Kohlenstoff zu Anteil von Stickstoff im kompostierten Material bzw. fertigen Kompost) im Kompost wäre ein Wert von  12:1 also der Wert, der auch im Bodenhumus vorherrscht.  Mein Staudenschnitt und Chinaschilfschnitt ist sehr kohlenstofflastig, also habe ich einfach mal die Federn daruntergemischt und damit etwas mehr Stickstoff.
(ca. 6:1: Knochenmehl, Fleischabfälle, Fischabfälle, Kaninchenmist, Geflügelmist, Schweinemist (Mist jeweil ohne oder mit wenig Einstreu), Extraktionsschrote (= Reste aus der Ölgwinnung wie Soja-, Raps-, Leinschrot), Tiermehl, Haare, Federn
ca. 12:1: Gemüse, Unkraut, Leguminosenheu, Pferdemist (ohne Einstreu), Klärgrubenreste, Silage, Rindermist (ohne Einstreu), junges Gras, Gartenerde, Beinwellblätter, Kaffeesatz
ca. 25:1: Älteres Gras, Algen und Tang, Hülsen von Hülsenfrüchten, Obstabfälle, Grasheu
ca. 50:1: Maisstängel, Stroh, schlechtes Heu, Wellpappe (der Klebstoff ist stickstoffhaltig), Herbstlaub, überständiges (strohiges) Gras
ca. 100:1: Sägemehl, Papier, Rinde, Nadeln (von Nadelbäumen)) ( Zitat aus dem GartenpurForum)

Federbett für Ratten
Am heutigen Morgen sah ich dann das Ergebnis meines genialen Einfalls: Die am Wasser/ am Fließ lebenden Ratten fanden die Idee auch sehr gut und gruben gleich mal einen Gang in die feine, warme Kompostanlage. Wehe, wenn sie wieder ihre Brutnester dort anlegen! Ich habe ihnen erst mal den Spaß verdorben, indem ich einen Schlauch in den Gang gelegt und das Kommando Wasser 'Marsch' gegeben habe!
Unter der Kiefer haben wir  'gekehrt', eigentlich dachte ich Kiefern würden nur alle vier Jahre mal ihre Nadeln auswechseln , aber unsere scheint das jedes Jahr zu machen. Im Winter eine wunderbare Bodenabdeckung, im Frühling allerdings stört die dicke Schicht, da ich durchaus auch Stauden unter der Kiefer gepflanzt habe. Beim Räumen traute ich meinen Augen nicht richtig, da hatte sich doch tatsächlich ein Igel halb in den lockeren Boden eingegraben und war außerdem dick mit Nadeln bedeckt.
Igel im Winterschlaf


Vielleicht sollte ich doch Barbara's Vorbild folgen und für unseren Igel mal eine angenehmere Überwinterungsmöglichkeit anlegen.

10 Kommentare:

  1. Hepatica nobilis is a delight, blue and white....

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  2. Das Problem mit den Nadelbäumen habe ich auch, der allererste Gartenbesitzer hatte wohl die geniale Idee eine Hecke aus Tannenbäumen zu machen. Ergebnis- Jahrzehnte später plage ich mich nach jedem Sturm mit Millionen von Tannennadeln und Kienäppeln auf Rasen und Beeten rum... Deine Helleborus sind sehr schön. Bei den vielen Fotos hat man das Gefühl dein Garten ist riesig groß, offensichtlich ist zumindest ne Menge los;-) LG Annette

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  3. So guet, jetzt seh ich wenigstens bei Dir noch ein paar Leberblümchen. Meines scheine ich verpasst zu haben, oder es hat sich heimlich aus meinem Garten geschlichen :o(. Jööööh, das Igelchen. Hmm, ich glaube, der hat bei Dir genug gute Möglichkeiten einen Unterschlupf zu finden. Am liebsten mögen sie's ja einfach natürlich ein paar Äste, Laub und Nadeln und fertig ist die Igel-Villa. Ich denke es reicht, wenn wir im Herbst den Garten einfach nicht zu sehr aufräumen... ich lasse immer einiges an zu häckselndem Material liegen so dass die Igelchen drunter schlüpfen können wenn sie wollen.
    Liebe Grüsse
    Alex

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  4. Bei uns ist auch schon vieles wieder verblüht - ich hatte das Gefühl, dass besonders die Primeln diesen Frühling keine lange Lebensdauer hatten.

    lg kathrin

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  5. Hallo Sisah,
    ich staune immer wieder mit wieviel geradezu wissenschaftlicher Akribie du an deinen Garten ran gehst. Also über die optimale Kompostzusammensetzung habe ich mir noch nie Gedanken gemacht, trotzdem sieht das Endergebnis immer gut aus, riecht lecker und die Pflanzen mögen es. - Bei dir lerne ich immer wieder neue Pflanzen kennen. Von der Jeffersonia dubia hatte ich vorher noch nie gehört. Sie sieht sehr hübsch aus und dafür hätte ich auch noch ein Plätzchen. - Hier bei uns ist die Natur schon sehr viel weiter, zu weit für meinen Geschmack. Sogar der Flieder blüht schon. Allerdings ist es heute merklich kühler als bisher und es stürmt.
    Lieben Gruß
    Elke

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  6. Ein sehr informativer und schöner Gang durch deinen Garten! Dass die Kiefer nur alle vier Jahre ihre Nadeln wechselt, kann ich auch nicht bestätigen. Unser nadelt ununterbrochen in die unter ihr gelegenen Beete. Würde ich die Nadeln nicht regelmäßig entfernen, würde dort nichts wachsen. (Einen so netten Bewohner habe ich dabei jedoch noch nie gefunden!)
    Die Jeffersonia dubia ist ja eine kleine Schönheit!
    Liebe Grüße, Margit

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  7. Anonym3:21 PM

    Hallo,
    eine sehr schöne Sammlung mit sehr vielen interessanten Informationen. Dass man Kompostwirtschaft so gezielt machen kann, war mir neu. Wäre mir vermutlich auch gar nicht. Ein paar Grundregeln müssen reichen. VG Manfred

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  8. Wunderschöne Bilder. Ich komme im Moment gar nicht dazu zu bloggen.
    Grüße aus dem Westen

    Zwergbaum

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  9. Liebe Sisah, dieser Beitrag würde doch wunderbar zum GBBT passen!
    Viele Liebe Grüße!
    Gesine

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  10. Beim Gang durch deinen schönen und artenreichen Frühlingsgarten habe ich eine für mich völlig neue Pflanze entdeckt, die Jeffersonia dubbia. Ich hätte sie am liebsten auf meiner Wunschliste, aber ich könnte ihr mit meinem Gartenboden nie gerecht werden, ergo, lasse ich es bleiben. Bei dir entdecke ich immer wieder spezielle Gartenschätze, die meinen Pflanzenjägerinstinkt "ankurbeln" ;-) !!
    Liebe Grüsse,
    Barbara

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