Sonntag, Juni 03, 2012

Vier-Blüten-Seelchen


Bei bester Sammelzeit -nämlich bei trockenem sonnigem Wetter- vor der Schafskälte hatte ich die Hundespaziergänge immer dazu genutzt Holunderblüten und Robinienblüten zu sammeln, (wie man auf dem Foto erkennen kann, hatte ich vorher schon Weißdornblüten am Wickel.) Am Berliner Stadtrand gibt es ja glücklicherweise noch reichlich Ruderalflächen, ein idealer Standort für Robinien und Holunder sich auszubreiten.
Die Robinie wird bei Daisie ( Delivering Alien Invasive Species Inventories for Europe) zu den 100 schlimmsten Eindringlingen Europas gezählt. "Ursprünglich Aufgrund ihrer attraktiven Blütenstände und ihrer gefiederten Blätter wurde die gewöhnliche Robinie zuerst als exotisches Ziergehölz in Parks angepflanzt. 1640 gelangte sie nach England, und erste Nachweise für einen Anbau in Deutschland liegen für das Jahr 1670 vor, wo man sie im Berliner Lustgarten anpflanzte. " ( Auf dieser interessanten Webseite konnte ich allerdings lesen, dass die erste Robinie im Park Britz zu Beginn des 18. Jahrhunderts angepflanzt unweit meiner Arbeitsstelle gepflanzt wurde und bis 1952 dort stand.)
Und hier am Stadtrand fühlt die Migrantin sich seit dieser Zeit sehr wohl und wächst in schönster Harmonie mit dem guten alten Hollerbusch Sambucus nigra.  Die Robinie blüht etwas früher als der Holunder, und die Schmetterlingsblüten geben einen frischen süßen Duft ab, den auch die Berliner Bienen schätzen, denn sie gehören zu den nektar- und zuckerreichsten Bienentrachtpflanzen. Der wird als Akazienhonig hier verkauft und gehört zu einer meiner Lieblingssorten. Warum sollte ich also nicht die Blüten mal selbst nutzen?

Ein Rezept hatte ich auch bereits gefunden mit dem treffenden Namen 'Vier-Blüten-Seelchen' :
Es handelt sich dabei um einen alkoholischen Extrakt, in dem die Seelen vier verschiedenen Blütenarten eingefangen werden. Wundervoller Gedanke. Man sichichtet abwechselnd duftende Blüten und Kristallzucker in ein Glas und gibt anschließend 75%igen Alkohol darüber. Der Extrakt kann dann in kleinen Mengen zum Aromatisieren von Desserts oder dergleichen verwendet werden.
Als erste Blüten standen mir also die Blüten der Robinien zur Verfügung, glücklicherweise ( für mich) blühen und fruchten Robinien bereits im sechsten Lebensjahr, wenn sie auch noch nicht allzu hoch gewachsen sind, so dass ich Bäume fand, an die ich heranreichen konnte. Natürlich hatte ich mich über den Status der Giftigkeit der Blüten informiert, denn ich kannte die Geschichten, dass Pferde nach dem Knabbern an Robinienrinde kläglich eingegangen sind. Aber wenn ich Robinienhonig überlebt habe, wird ein alkoholischer Auszug in homöopathischen Dosen mich auch nicht umbringen. Und wie ich in meinem Lexikon der Arzneipflanzen lese, muss man sich nur vor den Samen in Acht nehmen, wenn man sie ungekocht verzehrt. Wurzeln und Rinde sind anscheinend auch nicht ganz ohne, vor allem für Tiere, und auch der Holzstaub, der bei der Verarbeitung der Stämme anfällt, wirkt beim Einatmen giftig.
Ähnlich wie bei den Bohnen werden die Giftstoffe durch Kochen zerstört. Die frische Rinde der junge Zweige  wird in der Homoöpathie gegen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes eingesetzt.
Die Holundersträucher in der Umgebung werden offenbar auch von anderen Sammlern heimgesucht, um manche Büsche fand ich regelrechte Trampelpfade vor. Es wundert mich überhaupt nicht, dass die Zahl der Sammler(innen) steigt, wenn ich auf manchen Märkten sehe, was für so einen Holunderblütensirup verlangt wird oder als Ratafia  für den sagenhaften Preis von 19,90 € für 100 Millimeterchen hier angepriesen . Mein Seelensirup besteht momentan nur aus diesen beiden Blütensorten, ich werde aber sicher noch ein paar Rosenblüten und Lindenblüten dazufügen.
Meine Holundersorten  'Guincho Purple' und ' Black Lace' fangen gerade an zu blühen. Wenn ich die rosa überhauchten Blüten so sehe , sollte ich eigentlich mal versuchen daraus einen Sirup herzustellen: Mal sehen.... ich könnte den dann ebenfalls in der Verkauf bringen. Es fehlt allerdings noch ein hochgestochener Name...


16 Kommentare:

  1. Hallo Sisah, deine Idee mit den verschiedenen Blüten ist nicht schlecht. Vor den Robinienblüten brauchst du dich wirklich nicht zu fürchten. Ich habe auch schon gehört, dass Menschen den Robinienhonig für gefährlich halten. Wir mögen ihn sehr gern und haben noch nie gesundheitliche Beschwerden nach dem Essen gehabt. Als Kinder haben wir den süßen Nektar aus den Robinien- und auch aus Fliederblüten gesaugt.
    Liebe Grüße Helga

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    1. Die Memerkungen über den sogenannten 'Akazienhonig' war auch mehr ironisch gemeint, aber da ich Genaueres über die vermeintliche Giftigkeit erfahren wollte, habe ich lieber noch einmal nachgeschaut, hätte ja auch sein kännen, dass nur der Nektar ungiftig ist, und der Blütenkelch der Schmetterlingsblüten die Giftstoffe enthält.
      LG
      Sisah

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  2. den Black Lace kenne ich gut - sooo schöne Blüten! Meiner hat nie geblüht - ich werde ihn mir doch noch einmal in den Garten holen! Tolle Bilder!
    Deine Sirups sind sicher auch super lecker.
    Viele Grüße von Renate

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    1. Das ist aber merkwürdig, dass 'Black' Lace bei dir nicht blüht. Meiner steht zwar schon ein paar Jahre, aber sofort im ersten Jahr, und sogar nachdem ich ihn nach einem sehr staksigen Wuches heruntergeschnitten hatte.
      LG
      Sisah

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  3. Das wußte ich auch noch nicht!

    Ich hab' immer gedacht, Robinien seien giftig. Jetzt hab' ich gleich mal gegoogelt. Hier finde ich Wurzeln, Holz, Rinde, Blätter und Samen seien giftig ...
    http://www.heilkraeuter.de/lexikon/robinie.htm

    Ja dann ... kann ich es ja auch einmal versuchen. Doch ich glaube, bei uns blühen die Robinien gar nicht mehr ... ich habe sie schon vor einer ganzen Weile blühen gesehn.

    Liebe Grüße
    Sara

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    1. Die Aussagen der verschiedenen Quellen im Netz sind unterschiedlich, deshalb habe ich mich bei meinen Recherchen mehr auf das Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen (Spektrum) und die Aussagen in der Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen (Steffen Guido Fleischhauer) verlassen, die wesentlich fundierter klingen als die Angaben im Netz.
      LG
      Sisah

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  4. Das klingt gut! Ich hatte mir für dieses Wochenende fest vorgenommen, erstmals Holunderblütensirup zu machen und habe mir dazu beim Pfingstspaziergang geeignete "Spender" ausgeguckt. Heute habe ich sie aufgesucht und bin genau die von Dir beschriebenen Trampelpfade gestoßen. Soweit die Arme reichen, war natürlich alles abgeerntet. Aber ich habe andere gefunden, die ich - dank des Regens - auch ganz alleine abernten durfte. Und nun duftet meine Küche himmlisch! Ich bin gespannt, wie er geworden ist.
    Viele liebe Grüße, Dagmar

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    1. Hier im Umland sieht es an manchen Stellen ähnlich aus. Übrigens habe ich die Erfahrung gemacht, dass der Hollersirup nach einem Regen nicht ganz so intensiv schmeckt, vermutlich weil der Pollen der Pflanze ausgewaschen wird.
      LG
      Sisah

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  5. Robinien sind giftig? Wir haben die Blüten als Kinder gegessen... ich lebe noch...Ich bin ganz begeistert von deinem Fleiß, ich kann mich irgendwie nicht durchringen diverse Säfte zu brauen, obwohl die Holunderblüten auch mich sehr anlächeln... Liebe Grüße und eine schöne Woche wünscht dir Annette

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    1. Gut, dass du das überlebt hast ;-), wie sagte schon Paracelsus...die Dosis macht das Gift... Fleiß brauchst du weiß Gott nicht dazu, wenn du Holunderblütensirup herstellen willst, nur einen Holunderbusch, viel Zucker und Zitronen. Jäten im Garten ist viiiiiel zeitaufwändiger!
      LG
      Sisah

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  6. Ich wusste ja gar nicht das Robinien giftig sind. Wieder was gelernt. Bei uns wachsen sehr viele Robinien und ich liebe es wenn sie blühen. Der Duft ist einfach herrlich. Leider war in diesem Jahr die Blüte sehr kurz.
    Liebe Grüße vom Emma und Lotte Frauchen

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    1. Hallo Emma und LotteFrauchen,
      ja den Duft finde ich auch wunderbar, der wird wohl auch in Parfüms genutzt, leider habe ich im Netz nichts Genaues dazu gefunden.
      LG
      Sisah

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  7. Du probierst ja wirklich alles aus! Hat der Holunder bei euch so früh geblüht? Das finde ich jetzt erstaunlich. Bei uns blüht er immer noch. Die Robinien haben allerdings inwischen schon ihre Schoten.
    Lieben Gruß
    Elke

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    1. Der Holunder ist hier jetzt in voller Blüte, das sieht am manchen Stellen wunderschön aus. Kan ich gar nicht sagen, ob die Blüte hier viel früher einsetzte, nach dem phänologischer Kalneder blüht Holunder im Frühsommer...und den haben wir ja jetzt. Die Robienblüte ist hier inzwischen auch vorbei.
      LG
      Sisah

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  8. Anonym11:57 AM

    Den rosa-blühenden Holunder habe ich noch nie gesehen.
    Ich habe einen Namen für Dich...
    "Holunder Sirup - Pink delight"
    Müßte gut ankommen:)
    Robinie oder Robinia, wie der Baum hier heißt, ist eine Anziehungspunkt für Insekten jeder Art.
    LG Gisela
    Aus Wikipedia..
    Der Name Robinie geht auf den Franzosen Jean Robin zurück, der die Gewöhnliche Robinie 1601 in Europa einbürgerte.

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  9. Viel Neues und Unbekanntes habe ich in deinem Post erfahren, u.a. dass Robinien giftig sind. "Vier-Blüten-Seelchen" ist ein sehr poetischer Name und wird bestimmt dem trinkbaren Endprodukt gerecht. Da ich keine Robinie in der Nähe habe, könnte ich ja mal Holunderblüten und Rosenblätter und Minze ansetzen, sozusagen ein "Drei-Blüten-Seelchen". Aber ich denke die Minze würde das Ganze etwas zu stark "beduften".
    Um die Blüten deiner Black Lace beneide ich dich ein wenig. Ich habe meine letztes Jahr neu gepflanzt und sie nur mit grosser Mühe über den Winter gebracht. Sie zeigt momentan einen einzigen Trieb und natürlich keine Blüte. Bin froh, dass sie überhaupt überlebt hat. Mir wurde gesagt, dass diese Sorte Holunder sehr schwach wächst, also werde ich die nächsten Jahre wohl nur aus meinem gewöhnlichen Holunder Sirup machen können (aber der schmeckt sicher genau so gut!).
    Liebe Grüsse,
    Barbara

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